Trauma – Entstehung, Folgen und Therapie
Ein Schocktrauma entsteht in der Regel, wenn ein seelisch tief einschneidendes Ereignis nicht bewältigt werden kann. Hierzu zählt man Unfall, Naturkatastrophe, Überfall etc.
Bei einem Entwicklungstrauma finden über lange Zeit traumatische Erfahrungen statt. Viele davon sind durch Manschen herbeigeführt und geschehen häufig im (auch sehr frühen) Kindes- und Jugendalter. Diese ‚Flut‘ von Traumatisierungen, können unser Bindungs- und Beziehungsverhalten sowie unsere Stressresistenz im späteren Leben beeinflussen und ermöglichen keinen Aufbau von Urvertrauen. Entwicklungstrauma beeinflussen unsere gesamte Persönlichkeit, unsere Überzeugungen und die Art und Weise, wie wir die Welt sehen.
Am bekanntesten sind physische (gewalttätige u.a. sexuelle Übergriffe) und psychische Gewalt (Anschreien, Erniedrigung, Vernachlässigung etc.) = Misshandlungen in der (frühen) Kindheit. Das Erleben von lebensbedrohlichen Situationen oder Kriegserlebnissen, die zu einer (Komplexen) Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS bzw. K-PTBS) führen können. Ein Trauma ist ein Trauma, egal, wodurch es letztendlich verursacht wurde.
Menschen können durch jedes beliebige Ereignis traumatisiert werden, das sie (bewusst oder unbewusst) als lebensbedrohlich wahrnehmen.
Die Folge sind häufig massive innere Anspannung, Albträume, Flashbacks, Übererregung, Gedankenrasen, Angstzustände und Vermeidungsverhalten.
Darüber hinaus gehören zu den o.g. Symptomen, die sich meist unmittelbar nach einem überwältigenden Ereignis entwickeln, auch Dissoziation und Verleugnung sowie Gefühle der Hilfslosigkeit, Bewegungsunfähigheit oder innere Erstarrung. Oft wird das Trauma verdrängt oder verleugnet. Das ist in der Psychologie ein bekannter Abwehr- bzw. Überlebensmechanismus, der die Betroffenen davor bewahrt, diesen heftigen Schmerz erneut zu empfinden.
Dazu gibt es noch eine weitere Liste (Auszug) von Symptomen, die auch erst mit zeitlicher Verzögerung, d.h. auch nach Jahren auftreten können (nach P. Levine, aus dem Buch ‚Vom Trauma befreien’, S. 22ff.)
- Übermäßige Wachsamkeit (immer auf der Hut sein)
- Überaktivität (Hyperarousal)
- Abrupte Stimmungswechsel (wie z. B. plötzliches Weinen ‚ohne Grund’)
- Scham und mangelndes Selbstwertgefühl
- Ess-Störungen
- Herabgesetzte Fähigkeit mit Stress umzugehen
- Innere Leere (im Kopf) oder das Gefühl nicht da zu sein (Dissoziation)
- Gefühle von Getrenntsein, Entfremdung und Isolation (z. B. das Gefühl ‚keine Verbindung zu anderen Menschen zu haben’)
- Übertriebene oder verminderte sexuelle Aktivität
- Hautprobleme wie z. B. Stressakne
- Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit bis hin zum Gedächtnisverlust
- Selbstverletzendes Verhalten (Ritzen, Skin Picking etc.)
- Schwerer Missbrauch von Suchtmitteln
- Schwierigkeiten Vereinbarungen einzuhalten
- Zukunftsängste, Depressionen, vermehrtes Grübeln
Häufig bleiben die seelischen Wunden aber auch unsichtbar und es entwickeln sich daraus depressive Beschwerden und/ oder andere psychosomatische Störungsbilder (körperliche Beschwerden, die häufig medizinisch nicht erklärbar sind). Trauma-Symptome können auch permanent vorhanden sein. Sie können jedoch auch vorübergehend auftreten wie z. B., wenn sie durch Stress ausgelöst werden. Mitunter bleiben sie auch über Jahrzehnte im Verborgenen und kommen plötzlich im späteren Alter zum Ausbruch. Häufig werden sie mit der Zeit zunehmend komplexer und haben immer weniger Verbindung zum ursprünglichen traumatischen Ereignis.
Trauma wird als Ursache häufig nicht erkannt
Oftmals wird nicht erkannt, dass sich hinter Anzeichen wie selbstverletzendem Verhalten (Ritzen Skin, Picking etc.), Angst- und Panikstörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, Konzentrationsproblemen, aggressivem Verhalten und chronischen Schmerzen ein Trauma verbergen kann. Therapien, die nur die Symptome behandeln, bleiben damit an der Oberfläche und wirken nur unzureichend, daher ist es bei der Therapie von Entwicklungstraumen wichtig mit dem Körper und dessen Empfindungen zu arbeiten.